Nachbericht Mitgliederversammlung EPPA Deutschland e.V.
- adajasteinke
- 21. Mai
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Am 14. und 15. Mai 2025 kamen die Mitglieder der Gütegemeinschaft Kunststoff-Fensterprofilsysteme e.V. (GKFP) sowie von EPPA Deutschland e.V. zu ihren jährlichen Mitgliederversammlungen zusammen. Dieses Jahr trafen sich die Verbände und Gäste im Dorint Hotel Sanssouci in Potsdam. Ein Ort mit Geschichte, denn dort haben die Verbände bereits vor 16 Jahren ihre Mitgliederversammlung durchgeführt.
Den Auftakt machte am 14. Mai EPPA Deutschland e.V., beginnend mit der Begrüßung durch den Vorstandsvorsitzenden, Patrick Seitz (aluplast GmbH), und einer Schweigeminute zum Gedenken an Heyo Schmiedeknecht, der den Verband viele Jahre als Vorstand leitete. Gerald Feigenbutz führte die Veranstaltung unter dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“ fort und leitete damit über zur Vorstellung neuer Kooperationen, die EPPA Deutschland mit der Repräsentanz Transparente Gebäudehülle (RTG) und dem Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie e.V. (GKV) eingegangen ist. Zudem präsentierte Gerald Feigenbutz den Themenspeicher aus Gesprächen mit Mitgliedsunternehmen.
Nach dem Bericht zum Geschäftsjahr 2024 und dem Etatentwurf für 2025 folgten die turnusgemäßen Gremienwahlen. Als Rechnungsprüfer wurden Thorsten Drüge (VEKA AG) und Matthias Wolff (REHAU Industries SE & Co. KG) wieder bestätigt. Den neuen Vorstand bilden Daniel Andreas (Leiter Nachhaltigkeit, Schüco International KG) und Hermann Schmitz (Leiter Technologie & Innovation, VEKA AG). Der bisherige Vorstand, Patrick Seitz (aluplast GmbH) und Götz Schmiedeknecht (Salamander Industrie-Produkte GmbH), verabschiedete sich mit Dankesworten an Gerald Feigenbutz und übergab das Amt an die neu gewählte Spitze.
Die Veranstaltung fand ihren gelungenen Abschluss in einem gemeinsamen Abendessen für alle Gäste, bei dem Spargel und Lachs in entspannter Atmosphäre serviert wurden. In lockerer Runde bot sich die Gelegenheit, den Tag bei anregenden Gesprächen und intensivem Networking ausklingen zu lassen. Auch am folgenden Tag stand der fachliche Austausch im Mittelpunkt: Die Teilnehmenden konnten spannenden Vorträgen lauschen und bestehende Kontakte vertiefen oder neue knüpfen. Denn am 15. Mai folgte eine gemeinsame Netzwerkveranstaltung mit der Gütegemeinschaft Kunststoff-Fensterprofilsysteme, bei der drei Referenten neuer Kooperationspartner von EPPA Deutschland interessante Einblicke und Impulse lieferten.
Öffentliche Vortragsveranstaltung
Am 15. Mai begrüßten die beiden Bonner Verbände ihre Mitglieder und geladene Gäste zu einer Vortragsveranstaltung, bevor direkt im Anschluss die Mitgliederversammlung der Gütegemeinschaft Kunststoff-Fensterprofilsysteme e.V. stattfand. Die Vorträge dienten dazu, dass sich die beiden Verbände, bei denen EPPA Deutschland Mitglied geworden ist, vorstellen konnten. Ergänzt wurden diese durch Impulse aus der Kunststoffforschung, einem zentralen Innovationsfeld für EPPA.
Die RTG als Schnittstelle im politischen Dialog
Thomas Drinkuth von der Repräsentanz Transparente Gebäudehülle (RTG) hielt einen Vortrag zu aktuellen Entwicklungen rund um die energetische Sanierung und die Rolle transparenter Bauelemente sowie zu den Aktivitäten der RTG.
Die RTG engagiert sich in der politischen Debatte zu Bau und Sanierung und gestaltet Rahmenbedingungen im Austausch mit Politik, Behörden, Wissenschaft, Medien und Industrieverbänden. Ziel ist es, Bauwirtschaft, Energiepolitik und Wohnen politisch stärker zu gewichten und ausgewogene Politikinstrumente wie Förderung, CO₂-Bepreisung und Beratung zu etablieren. Im Mittelpunkt stehen energie- und klimapolitische Entwicklungen wie der EU Green Deal, ETS II, die nationale Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie (EPBD), das Klimaschutz- und Klimaanpassungsgesetz sowie die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) und weitere Förderprogramme. Im Bauwesen sind insbesondere steuerliche Anreize, die Baugesetzbuch-Novelle, der Gebäudetyp E und die Bauprodukteverordnung relevant. Wirtschaftspolitisch betrachtet die RTG Investitionsoffensiven, Sondervermögen und eine strategisch ausgerichtete Industriepolitik als Schlüssel für die Transformation der Branche.
Zur inhaltlichen Fundierung initiiert die RTG eigene Studien, darunter die aktuell entstehende Untersuchung „Die zukunftsfähige Gebäudehülle“, in der Gebäudestandards modelliert und hinsichtlich Energieeffizienz, Wirtschaftlichkeit und Klimawandelanpassung (insbesondere Hitzeschutz) analysiert werden. Ziel ist die Definition relevanter Anforderungswerte als Grundlage für die kommende Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) im Zuge der EPBD-Umsetzung in den Jahren 2025/26. Eine zentrale Erkenntnis: Die Steigerung der Sanierungsbreite ist volkswirtschaftlich sinnvoller als eine maximale Sanierungstiefe – das Prinzip der „bestmöglichen“ Sanierung wird durch eine pragmatische und wirtschaftlich tragfähige Lösung ersetzt.
Zudem arbeitet die RTG an einem Positionspapier zur CO₂-Bilanz der transparenten Gebäudehülle über den gesamten Lebenszyklus. Sie dient als Grundlage für ihre Bewertung in kommenden Gesetzesnovellen und zur klaren Abgrenzung wirkungsvoller Maßnahmen.
Herausforderungen, Chancen und politische Interessenvertretung der kunststoff-verarbeitenden Industrie in Deutschland aus Sicht des GKV
Dr. Oliver Möllenstädt, Hauptgeschäftsführer vom Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie e.V. (GKV), ging auf die aktuellen Herausforderungen und Chancen der Kunststoffbranche ein, insbesondere auf politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Der GKV ist die Spitzenorganisation der deutschen kunststoff-verarbeitenden Industrie. Als Dachverband bündelt und vertritt er die gemeinsamen Interessen seiner Trägerverbände und agiert als Sprachrohr gegenüber Politik und Öffentlichkeit.
Mit einem Jahresumsatz von etwa 69,4 Milliarden Euro und über 312.000 Beschäftigten in über 2.985 Betrieben zählt die Kunststoff verarbeitende Industrie zu den bedeutendsten Wirtschaftszweigen Deutschlands. Die mittelständisch geprägte Branche zeichnet sich durch hohe Innovationskraft und eine breite Produktpalette aus. Kunststoffe finden in zahlreichen Bereichen Anwendung, von Verpackungen über Baubedarfsartikel bis hin zu technischen Teilen und Konsumwaren.
Der GKV engagiert sich für gute Rahmenbedingungen und für das Wachstum der Kunststoff verarbeitenden Industrie. Dazu unterstützt der Verband umweltpolitische Handlungsfelder innerhalb der Branche, wie z. B. Kreislaufwirtschaft, Klimaschutz und Ausbau erneuerbarer Energien sowie schadstofffreie Umwelt, und vertritt die Interessen gegenüber politischen Institutionen wie der Kommission, dem Bundestag, Ministerien und anderen Behörden ein. Er organisiert einen Austausch, um den Dialog zwischen Politik und Industrie zu fördern. Dazu dienen u.a. eine jährliche Wirtschaftspressekonferenz, eine jährliche Umfrage zur Konjunktur- und Wirtschaftslage sowie eine umfangreiche Kommunikation zu branchenrelevanten Themen in Fach- und Wirtschaftsmedien.
Abschließend bat Dr. Möllenstädt eindringlich um Engagement und rief zur Mitarbeit in den Arbeitsausschüssen auf.
Innovationen, Nachhaltigkeit und Zertifizierungen in der Kunststoffprofil-Industrie: Aktuelle Entwicklungen und Forschungsansätze am SKZ
Simon Fischer, Gruppenleiter System-/Sonderprüfungen, von SKZ – KFE gGmbH präsentierte praxisnahe Einblicke in neue technologische Entwicklungen und Forschungsvorhaben. Dabei wurde u.a. das Nachhaltigkeitsprogramm VinylPlus betrachtet, das Unternehmen bei der Erfüllung vom Umweltstandards, Steigerung der Marktakzeptanz und beim Erreichen von Klimazielen unterstützt. Voraussetzungen für die Teilnahme sind u. a. eine Mitgliedschaft, nachhaltiges Lieferkettenmanagement und der Einsatz ressourcenschonender Rohstoffe.
Ebenfalls thematisiert wurde die OCS-Zertifizierung (Operation Clean Sweep®), eine freiwillige Initiative von EuPC und Plastics Europe zur Vermeidung von Kunststoffgranulatverlusten in der Produktion, der zweitgrößten Quelle für primäres Mikroplastik.
Auch spielen Umweltproduktdeklarationen (EPDs) eine wichtige Rolle. Sie ermöglichen eine transparente und standardisierte Darstellung der Umweltperformance von Bauprodukten (Typ III nach ISO 14025 / EN 15804).
Mit Blick auf kommende Berichtspflichten informierte Fischer über die geplante Omnibus-Verordnung: Ab 2028 sollen CSRD- und EU-Taxonomie-Anforderungen für große Unternehmen vereinfacht werden. Trotz reduziertem Umfang und Einführung von Schwellenwerten bleibt der Aufwand erheblich, weshalb eine frühzeitige Datenerfassung empfohlen wird. Für kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) wird sich die freiwillige Nachhaltigkeitsberichterstattung am VSME-Standard orientieren.
Laufende Forschungsvorhaben am SKZ umfassen Partikelschäumen von Hart-PVC zur Entwicklung leichter, stabiler Materialien, lösemittelfreies Kaschieren zur nachhaltigen Oberflächenveredelung, lösemittelbasiertes Recycling zur Rückgewinnung hochwertiger Rohstoffe aus Verbundmaterialien und Ultraviolet Germicidal Irradiation (UVGI) – ein Verfahren zur keimreduzierenden UV-Behandlung von Oberflächen und Luftströmungen.
Die Veranstaltung in Potsdam wurde von allen Beteiligten als voller Erfolg bewertet: Sie bot nicht nur fundierte Informationen und Impulse, sondern auch wertvolle persönliche Begegnungen und Gespräche, die das Netzwerk innerhalb der Branche weiter stärken.
Als Mitglied haben Sie im Login-Bereich der GKFP Homepage exklusiven Zugriff auf die Vortragsfolien unserer Veranstaltungen.
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